Mittwoch, 2. Februar 2011

EMMENDINGEN Die "Bremse Europas"

Die "Bremse Europas" sorgt für lange Staus

EMMENDINGEN VOR 50 JAHREN:Bahnübergang war berüchtigt.

  1. Eine Stunde Wartezeit an der Schranke war keine Seltenheit. Foto: Armin E. Möller

  2. Zug folgt auf Zug: Die Rheintalbahn sorgte in den 60er Jahren für dicke Staus in der Emmendinger Innenstadt. Foto: Armin E. Möller

  3. Eine Stunde Wartezeit an der Schranke war keine Seltenheit. Foto: Armin E. Möller

  4. Zug folgt auf Zug: Die Rheintalbahn sorgte in den 60er Jahren für dicke Staus in der Emmendinger Innenstadt. Foto: Armin E. Möller


Anfang der 1960er Jahre gab es noch keine Autobahn dafür aber machte sich der Autoboom dieser Jahre bemerkbar. Wer es sich leisten konnte oder ausreichend Kredit bekam, schaffte sich einen Wagen an. Zusätzlich nahm der Lastwagenverkehr zu – man erlebte schließlich die Spätphase des Wirtschaftswunders. Deshalb auch setzte die Bahn zusätzliche Güterzüge ein. Zug folgte auf Zug und die Eisenbahner hatten alle Mühe den wachsenden Güter- und Personenverkehr auf der Schiene zu bewältigen.

Auf der Straße wurde es eng. Durch Emmendingen musste wer von Nord nach Süd oder umgekehrt wollte. Das galt für die Eisenbahn genauso wie für den Autoverkehr. Dazu gab es viele Berufspendler und Regionalverkehr, die zusätzlich auf der Straße unterwegs waren. All diese Verkehrsströme trafen in Emmendingen aufeinander, wo die überlastete Bundesstraße 3 über die stark frequentierte Bahnlinie geführt wurde.

Ständig mussten die Bahnschranken geschlossen werden und blieben hin und wieder länger zu, weil nach einem Zug ein zweiter in der jeweils anderen Richtung abgewartet werden musste. Das hielt den Verkehr auf. Gewaltige Staus waren die Folge. Zu normalen Zeiten standen die Autos bis auf die Freiburger Straße oder aber warteten auf der Karl-Friedrich-Straße auf den nächsten Schub, der die Bahnüberführung passieren konnte. Wenn aber zu Ferienzeiten halb Deutschland in Richtung Süden unterwegs war oder gegen Ferienende von dort zurück kehrte, dann begann der Emmendinger Stau bereits in Gundelfingen oder – von Norden her – schon gleich vor Herbolzheim. Man musste mit etwas Pech auf der Straße eine Stunde Wartezeit im Auto absitzen, bevor es dann wieder weiter ging. Das Fahrrad war damals ein durchaus schnelles Verkehrsmittel.

Emmendingen war wegen dieser Staus eine bundesdeutsche Berühmtheit. Für Fernfahrer war die Stadt nur "Emmendingen an der Schranke". Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die über die unausweichlichen Verzögerungen hier berichtete schrieb sogar von der "Bremse Europas", womit die Verkehrsverhältnisse von Emmendingen gemeint waren.

All das endete erst, als sowohl die Autobahn und zum Jahresende 1968 auch die Emmendinger B3-Brücke über die Bahn fertig wurde, wobei die Einweihung durch Arbeiten an den Zubringerstraßen vom Bahnhof und von der Markgrafenstraße her noch hinausgezögert wurde. Heute endet die Bahnhofsstraße, die von den Gleisen zweigeteilt wird, von zwei Seiten an der Bahn. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es hier eine Unterführung. Der Autoverkehr wird über die Brücke ein paar Meter weiter geleitet, soweit die Autofahrer nicht gleich entlang der Elz die Stadt umfahren.